Unser zu Hause in der Dickhardtstr. 55 in Berlin Friedenau besteht aus Vorder- und Hinterhaus. Insgesamt sind wir 17 Mietparteien und eine Gewerbeeinheit. Wir sind Familien mit Kindern, Paare, Singles, alleinerziehende Mütter, Rentner, waschechte Berliner, Zugezogene, Menschen mit und ohne Migrationshintergrund. Das Haus gehörte einer Erbengemeinschaft. Es sollte eigentlich in der Familie bleiben! Nun ist das passiert, was wir befürchtet, aber woran wir nicht so ganz geglaubt haben: Wir wurden 2021 in Eigentumswohnungen umgewandelt und das Haus 2022 verkauft! An einen der vielen Immobilieninvestoren aus dem Ausland, die Berlin und die Vielfalt dieser Stadt aus unserer Sicht seit Langem zerstören. In unserem Fall ist es ein Unternehmen aus Österreich - unter anderem bekannt für Luxussanierungen.
Einige Bewohner*innen der Dickhardtstr. 55 wohnen schon seit 55 Jahren in ihren Wohnungen. Die meisten seit über 15 Jahren. Andere sind in den letzten Jahrzehnten sogar innerhalb des Hauses umgezogen, nachdem ihre Kinder flügge wurden oder sie sich vergrößern oder verkleinern wollten - Ja, das war damals noch problemlos möglich! Junge Familien sehen ihre Kinder im Haus auch aktuell heranwachsen, sich entfalten und im geschützten Innenhof und Garten spielen. Die unterschiedlichsten Lebensgeschichten wurden in den einzelnen Wohnungen und im Haus geschrieben. Hier kennen sich die Mieter und helfen sich gegenseitig.
Für alle Bewohner*innen ist die Dickhardtstr. 55 und der Friedenauer Kiez seit vielen Jahren ihre Basis, ihr zu Hause und das soll auch so bleiben!
Friedenau ist seit einem Jahr in der Prüfung für einen Milieuschutz. Wir denken, dass der Kiez gute Chancen hat diesen Schutz bald genießen zu können. Für uns und das Haus kommt dies aber leider zu spät.
Mit Besorgnis schauen wir in die Zukunft, was den zukünftigen Verbleib in unseren Wohnungen angeht. Wir schwanken zwischen Hoffen und Bangen. Wir möchten weiterhin in unseren Wohnungen und in unserer Gemeinschaft wohnen bleiben! Daher suchen wir aktiv Unterstützung in der Gesellschaft, Politik und bei Jenen, die bereits ähnliche Erfahrungen gesammelt haben. Aus diesem Grund schließen wir uns dem Netzwerk #200 Häuser an!
Wir finden: Der bestehende Wohnungsbestand soll geschützt werden und damit auch die vielen unterschiedlichen Geschichten der Bewohner und Familien in Berlin! Wohnen ist ein Grundbedürfnis, ein Grundrecht und die Basis jedes Lebens.